Mit interprofessioneller Zusammenarbeit ist die Zusammenarbeit von mehreren Personen mit unterschiedlicher, fachlicher Herkunft gemeint. Allerdings ist sich die Fachwelt nicht ganz einig, was genau unter Zusammenarbeit zu verstehen ist. Die interprofessionelle Zusammenarbeit gewinnt dort an Bedeutung, wo das Fachwissen einer einzelnen Fachperson nur einen Teil der komplexen Bedürfnisse abdecken kann. In Untersuchungen[1] wurde herausgefunden, dass es drei Muster der interprofessionellen Zusammenarbeit gibt.

  • Die Zusammenarbeit ist durch klar definierte, eher hierarchisch geprägte und institutionalisierte Handlungsstrukturen organisiert. Diese Form der Zusammenarbeit (z.B. in einer Reanimation) erfolgt bei plötzlichen, unvorhersehbaren Krisen, in denen unter starker Zeitknappheit schnell gehandelt werden muss. Die Prozessabläufe sind klar definiert. Die einzelnen Handlungsmuster werden antrainiert, damit in Krisensituation schnell reagiert werden kann.
  • Damit innerhalb einer Institution die Behandlungsprozesse funktionieren, ist eine gute Zusammenarbeit der verschiedenen Abteilungen und Verantwortlichkeiten erforderlich. Die Zusammenarbeit ist weniger durch krisenhafte, bedrohliche Situationen geprägt. Was ist damit gemeint? Muss insbesondere eine Person ins Spital, muss der gesamte Behandlungsprozess vom Ein- bis zum Austritt optimal auf die Situation und Bedürfnisse organisiert werden. Der gesamte Behandlungsprozess besteht aus einer Vielzahl von Schnittstellen: Fachärzte, Pflegepersonal, Küche, Reinigung, Administration, Seelsorge usw. Das alles muss zusammen mit der Patientin, dem Patienten und den am Behandlungsprozess beteiligten Personen geklärt werden.
  • Die dritte Form beschreibt eine individualisierte und netzwerkartige Zusammenarbeit. Das Problem ist komplex – verschiedene Personen sind in einer Form involviert und es muss eine gemeinsame Lösung erarbeitet werden. Gerade in ambulanten, palliativen Settings sind die Fachpersonen oftmals aus verschiedenen Organisationen gefordert, zeitlich, punktuell und situativ zusammenzuarbeiten. Aber auch in Strategieprozessen der öffentlichen Hand oder von Trägerschaften ist diese Art der Zusammenarbeit zentral. So ist etwa der «Runde Tisch» ein agiles, zeitlich befristetes Netzwerk, in dem unterschiedliche Fachpersonen ihren eigenen Organisationshintergrund in das Team einbringen.

[1] Atzeni, Gina; Schmitz, Christof & Berchtold Peter (2017). Die Praxis gelingender interprofessioneller Zusammenarbeit. Swiss Academies Reports 12